Overnight schnee

Winter Overnight mit Lets Urbex endete (fast) lebensgefährlich

Am vergangenen Wochenende fand die langersehnte Overnight mit Lets Urbex statt. Eigentlich wollten wir schon am 23. Januar 2021 los, doch ein Amazon Paket verschwand auf dem Postweg, in dem Paket befand sich ein Teil unseres Schlaf-Setups und somit musste die Tour eine Woche später stattfinden.

Die Vorfreude auf die Tour war bei uns dreien riesen groß. Doch die große Frage war im Vorfeld: Sollten wir überhaupt noch genügend Schnee haben? Ursprünglich war mal der Masterplan, dass die Overnight im Harz stattfinden soll, doch in der Region rund um Braunlage sollten nur 10 Centimeter Schnee liegen. Das war für ein geplantes Projekt für Stefan jedoch zu wenig und so ging unsere Reise in eine andere Region, wo rund 50 Centimeter Schnee liegen sollten.

Welche Ausrüstung hatten wir dabei?
Hängematte
Underquilt
Tarp
Aufhängeset
Tasmanian Tiger TT Raid Pack MKIII

Unsere komplette Ausrüstung findest Du hier.

Doch das Wetter wurde in der vergangenen Woche immer wärmer und so hatten wir große Sorge, dass wir überhaupt noch ausreichend viel Schnee bei der Overnight haben werden. Im Endeffekt war diese Sorge total unbegründet und wir mussten feststellen, dass man sich auf „Schneehöhen Karten“ im Internet nicht verlassen kann.

Unsere sollte eigentlich um 11 Uhr in Hamm beginnen, Stefan hatte sich etwas verspätet, denn in Niedersachsen war es plötzlich Winter und die Straßen waren weiß. Nachdem wir Stefan eingeladen hatten, ging die Fahrt auch direkt los, wir mussten ja Zeit aufholen. Am Nachmittag kamen wir endlich an und waren erstaunt, wie viel Schnee dort liegt. Weit mehr, als die vorhergesagten 50 Centimeter!

Der Plan war, erst die Ausrüstung ins Camp zu bringen und anschließend Feuerholz und den Dutch Oven mit einem Schlitten zu holen. Das erste Problem was sich uns vor Ort aber bot war die Tatsache, dass viele Menschen dort spazieren bzw. Ski fahren wollten. Wir entschieden uns daher weit ab von den Wanderwegen zu gehen und so ging es für uns erstmal quer über ein Feld.

Die Schneemassen waren gewaltig, wir beide hatten Garmaschen an, Stefan jedoch nicht, aber selbst unsere Garmaschen waren zu „kurz“ für die enorme Schneehöhe und so kam es wie es kommen musste – unsere Hosen wurden extrem nass. Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass wir keine „passenden“ Bäume für unsere Hängematten finden konnten und so zogen wir immer weiter in den Wald hinein. Am Ende waren wir knapp 2,3 km vom Auto entfernt durch den Tiefschnee gelaufen, der immerhin satte 86 Centimeter hoch war und fanden einen passenden Ort für unser Camp.

Schnell bauten wir unser Lager auf, es war schon spät geworden und langsam wurde es dunkel. Alles musste für die Nacht vorbereitet sein und auch ein Feuer muss noch gemacht werden. Nachdem unsere Schlafsetup fertig war, ging es ans Feuer machen. Wir hatten extra trockenes Holz im Rucksack dabei, Anja hatte einen Kreis von Schnee befreit, wo sie auch gleich ein Feuer machen konnte. Doch nun war das Problem das Feuer anzuhalten. Wir hatten nur Holz zum anmachen dabei, das restliche Feuerholz befand sich im Auto und im Wald war so gut wie kein Holz zu finden.

Wir mussten also nun schnell zurück zum Auto und ließen wir Stefan zurück im Camp und liefen zurück zum Auto. Schon auf dem Rückweg war uns beiden klar, nie im Leben werden wir es schaffen das alles ins Camp zu bringen. Der Tiefschnee war einfach viel zu heftig, es war für uns so kräftezerrend da durch zu laufen, immer wieder sackten wir ein und fielen in den Schnee. Am Auto angekommen waren wir total nass und erschöpft.

Es stand fest, wir werden abbrechen müssen, doch wir konnten Stefan telefonisch nicht erreichen. So oder so, wir mussten zurück Stefan informieren und unsere Sachen holen. Mittlerweile war es dunkel und wir zogen erneut durch den Wald, zurück zu Stefan.

Nach einer Ewigkeit kamen wir endlich an. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt zwei Optionen: Entweder wir ziehen uns aus und legen uns in der Kälte und ohne was gegessen zu haben schlafen oder wir brechen ab. Wir entschieden uns für den Abbruch. Stefans Hose war auch nass und mittlerweile schon eingefroren. Es wurde langsam wirklich gefährlich für uns.

Schnee bauten wir alles wieder ab und verstauten alles in unsere Rucksäcke. In der Dunkelheit mussten wir dann zurück zum Auto, mittlerweile wurde es windig und es fing an zu schneien. Der Rückweg war eine Odyssee. Direkt zu Beginn sackte Anja im Schnee ein und steckte fest, später erwischte es Stefan. Er krachte in einem Bach ein und sein Fuß und seine Hose waren dabei komplett nass. Wenig später erwischte es Sabrina an einem Bach.

Irgendwann erreichten wir endlich das Auto, wir waren erschöpft von den Strapazen. Doch die Laune war dennoch überraschend gut. Wir befreiten uns erstmal von der nassen Kleidung und fuhren in Ski Unterwäsche und trockenen Schuhen Mitten in der Nacht nach Hause.

Zwar ist die Overnight gescheitert, dennoch war es für uns eine einmalige Erfahrung aus der wir gelernt haben und das Thema Winter Overnight ist für uns noch lange nicht vom Tisch.

Rhein-Emscher Armaturenfabrik – Lost Place in Duisburg

Heute machen wir uns auf den Weg zur Rhein-Emscher Armaturenfabrik in Duisburg. Am Ende einer Sackgasse stoßen wir auf ein großes Tor, neben dem die Wand geziert ist von Metallbuchstaben, die einmal den Namen der Firma schrieben. Auf dem großen Gelände der Rhein-Emscher Armaturenfabrik stehen mehrere große, hauptsächlich schon leere Fabrikhallen. In der ein oder anderen Halle entdecken wir noch einige Überreste von den Maschinen. Ein paar Hallen haben noch alte Stromkästen oder Schaltschränke. Im ersten Gebäude sind auch Kellereingänge zu einem kleinen System. Überall hängen Warn- und Signalschilder für den Betrieb in den Hallen.

In einem der Gebäude finden wir noch ein großes Mitarbeiter Bad. Die Wände sind bestückt mit großen Waschbecken. Außerdem hing an einer Säule sogar ein Automatikfön. Hinter all den Hallen stehen noch ein paar verwachsene leere Garagen, bei denen wir nicht mehr als Müll und das grün der gewachsenen Büsche und Sträucher sehen konnten. 

Nachdem wir auf dem Lost Place Gelände waren, gingen wir noch zu der verlassenen Direktoren Villa, die direkt neben dem Eingangstor der Fabrik steht. Die Villa wurde vom Direktor der Fabrik bewohnt. In den Räumen der Villa sah es zuerst aus, als wäre diese das Verwaltungsgebäude der Fabrik. Büromöbel und -inventar war auf dem Boden verteilt, wie zum Beispiel ein Kalender von 2006. In einem Raum war sogar noch ein großer Büroschrank zu sehen. In dem Raum, der wahrscheinlich das Wohnzimmer war, steht ein alter großer Kamin. Das Gästebadezimmer hat schöne petrolfarbene Fliesen, dort stand sogar noch ein Mülleimer mit Tüte. Das andere Bad hatte ein großes grünes Doppelwaschbecken.

Aber was war das für eine Fabrik?

Die Armaturenfabrik, dessen Betrieb 1913 aufgenommen wurde, beschäftigte bis zu 30 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter fertigten Spezialarmaturen für die Schwerindustrie, Kupfer- und Kühlelemente und Blasformen für Hochöfen. Im zweiten Weltkrieg wurden sogar Metallhülsen für Granaten hergestellt. 1970/1980 setzte die Stahlkrise ein und andere Fabriken waren für die kleine Fabrik eine zu große Konkurrenz, sodass sie Ende 1980 insolvent ging. Das Gebäude sollte nun zwangsversteigert werden, jedoch schlug der erste Versuch fehl. Nach einer Untersuchung kam heraus, dass die Produktion die Hallen und das Erdreich mit Giftstoffen befallen hatte. Nun wurde eine Versteigerung schwieriger. 2009 entschied die SPD und Grünen Fraktion und der Denkmalschutz aus Duisburg, dass die Rhein-Emscher Armaturenfabrik unter Denkmalschutz gesetzt wird. Eine zweite Versteigung fand 2014 statt, bei der Günther Siegfried das Gebäude erwarb.